SELBSTORGANISATION u. GEIST, 1. Die Welt als Uhrwerk, mechanische Zeit

Als der berühmte französische Mathematiker Laplace 1799 Napoleon seine ersten Bücher überreichte, soll der gefragt haben,warum er in seiner Himmelsmechanik den Namen Gottes nicht einmal erwähnt habe. „Ich hatte diese Hypothese nicht nötigt“, war Laplace Antwort.
Wenn man einen Zustand der Welt komplett erfassen könnte, so wäre es möglich den gesamten zukünftigen Verlauf der Welt vorherzusagen.

Es war die Zeit der grossen Entdeckungen der Mechanik

Die Welt schien wie ein Uhrwerk zu funktionieren.
In einem mechanischen Uhrwerk sind vergangene und zukünftige Zustände bestimmbar. Zukunft und Vergangenheit scheinen in der Gegenwart vorhanden zu sein.
Braucht man doch nur die Zahnräder schnell nach vorne zu drehen und schon kennen wir die Zukunft des Systems.
Oder wir drehen das Uhrwerk zurück und bestimmen somit die Vergangenheit dieses Zahnwerks.

Wir haben , so schein es, in einem mechanischen System wie es das Uhrwerk ist,
einen liniearen, d.h. gradlinigen Ursache – Wirkungszusammenhang.
Jeder Wirkung kann eine Ursache zugeortnet werden.
Die Welt scheint durch und durch vorherbestimmbar ,
Zukunft und Vergangenheit bereits in der Gegenwart vorhanden zu sein.
Es liegt in unserer Natur in mechanischen Systemen zu denken.
Das Erkennen von mechanischen Objekten und deren Manipulation ist uns seit Beginn der Menschheit und davor vertraut.

„Alles ist vorbestimmt , es gibt keinen Zufall“ hört man heute noch. „Kismet“ heißt es im arabischen Raum und meint dieses vorgenannte.
Es bleibt uns nur dem vorgegebenen Schicksal hinzugeben, der freie Wille ist dann nur noch eine Illusion (jetzt ganz davon abgesehen dass die Neurobiologie diesen freien Willen bestreitet, aber dies ist noch ein anderes Thema welches wir noch zu behandeln haben, da hier , in der Hirnforschung, davon ausgegangen wird ,dass das Bewusstsein welches wir das Ich nennen, für sich allein gesehen keine Freiheit besitzt).
Würde aber bereit alles vorbestimmt sein, so gäbe es keine Freiheit, nirgendwo, jedes Blatt das vom Baum fiele würde in breits vorgegenenen Bahnen gezwungen sein.
Jeder Gedanke den du denkst wäre schon vorgedacht. Freiheit wäre wirklich eine Illusion, eine Illusion von Puppen geträumt die doch nur an Fäden des schon vorgegebenen Schicksals ihre Bewegungen vollziehen. Selbst dieser Traum von Freiheit der Marionetten wäre schon vorgeträumt.
Das, bis heute noch unverstandene, Genie Friedrich Hölderlins, ein Zeitgenosse Laplace spricht sich im Hyperion wie folgt für die Freiheit aus:

Alabanda in einem Gespräch mit Hyperion :“Was wär auch diese Welt wenn sie nicht wär ein Einklang freier Wesen, wenn nicht aus eigenem frohen Triebe die Lebendigen von anbegin zusammenwirkten in ein vollstimmig Leben, wie hölzern wäre sie, wie kalt.
Welch herzlos Machwerk wäre sie“ So wäre es im höchsten Sinne war (erwiderte ich (Hyperion)) , dass ohne Freiheit alles tod ist“.Und “ Was lebt ist unvertilgbar, bleibt in seiner tiefsten Knechtsform frei“.

Nicht umsonst war Hölderlin Genie seinen Zeitgenossen unzugänglich.

Die Sicht der Welt als mechanische Operation bestimmt heute noch unser Denken ja selbst die moderne Physik scheint immer immer noch diesem Gedankengebäude anzuhängen, indem sie versucht durch Spaltung der Materie, mit riesigen sehr teuren Maschinen , zu letztendlich einem Teilchen zu gelangen welches die Welt in seinen Grundfesten erklärt.
Gerade jetzt wurde die Entdeckung des „Gottespartikel“ ausgerufen.
Es ist als wolle man , so nebenbei gesagt, durch die stetige Teilung eines Frosches , letztendlich den Baustein „Leben“ entdecken.
Leider ist da der Frosch schon lange tot und es wird sich nichts Lebendiges, oder gar den Grundbaustein Leben, finden.

Heute erkennen wir den Irrtum Laplace, da selbst schon bei einfachen mechanischen Systemen so etwas wie grundlegende Unbestimmtheit auftreten kann.
Diese neuen Erkenntnisse verdanken wir der Erfindung von Rechnern die Simulationen von Systemen ermöglichen wie es mit der Hand durchzuspielen unmöglich wäre
Ein Beispiel für ein einfaches mechanisches System mit grundlegender Unbestimmtheit ist das Magnetpendel mit 3 Magneten
Das System ist so konfiguriert dass der Pendel, ausgelenkt und losgelassen, nach einer komplexen Bahn auf einer der Magnete stehen bleibt.
Markieren wir die 3 Magnete mit verschiedenen Farben so können den Punkt an dem wir das Pendel losgelassen haben mit der Farbe des Magneten markieren bei dem der Pendel stehen geblieben ist.
Dies an einem PC simuliert ergibt ein fraktales komplexes Muster

Pendel
Zoomen wir in die Details des Fraktals so wird bis ins unedlich kleine , immer weiter ein Fleckenmuster auftauchen, was bedeutet dass es praktisch keinen Zusammenhang gibt zwischen der Stelle wo der Pendel losgelassen wird und dem Magnet wo er ankommt.
Es handelt sich um ein vollkommen unbestimmtes System. Die Zukunft ist nicht in der Gegenwart enthalten, aber auch ist die Vergangenheit nicht in der Gegenwart enthalten, wir können also nicht sagen, da der Pendel am roten Magnet angekommen ist, muss er von dieser oder jener Stelle losgelassen sein.

Zudem zeigt uns das Experiment die Entstehung von Komplexität durch das Zusammenspiel mehrer in Wettstreit stehender Kräfte.
Keine der einzelnen Kräfte darf, (für die Entstehung von Komplexität) dominant sein , sonst entsteht Monotomie, ein Grau in Grau.
Pluralismus tauch hier bei einem einfachen mechanischen System schon als schöpferisches Prinzp auf und wir werden im weiteren , hoffentlich, den Pluralismus als das Prinzip der schöpferischen Evolution erkennen und in unserem unserem Bestreben nach einfachen Wahrheiten das sehen was es wirklich ist, nämlich das Streben nach Sicherheit in der Reduktion der Wirklichkeit auf monotone Prinzipien.

In einer mechanischen Welt ist die Zeit ein Parameter der zu den zu 3 Raumkoordinaten hinzukommt.
Daher nennen wir die Zeit als die vierte Dimension , zu den drei räumlichen Dimension gesellt sich die Zeit als eine weitere raumartige vorgestellte Dimension.
In dieser Vorstellung verfangen erscheint die Zeit etwas in der der Raum sozusagen hinaufgleitet
Die Gleichungen der Mechanik sind auch dann noch gültig wenn man die Zeit negativ einsetzt. (der Bau von Zeitmaschinen erscheint möglich)
Dennoch scheint die Zeit nur in eine Richtung zu fließen. Nämlich ?
Wir sagen meist von der Vergangenheit in die Zukunft.
Das liegt in der Art und Weise wie wir den Ereignisstrom interpretieren. Wenn wir auf etwas Neues stossen, beurteilen wir dies Neue nach dem was wir in der Vergangenheit erlebt haben.
Wir projezieren ständig das Vergangene in die Gegenwart.
Doch leben wir ausschließlich in der Gegenwart, die Vergangenheit scheint vorbei, die Zukunft noch nicht da.
Standig vermischen wir unsere gegenwärtige Existenz mit Erinnerungen an Vergangenes oder der Antizipation einer noch unbestimmten Zukunft.

Hier aber , innewohnend in der Überwindung des mechanischen Denkens, sagen wir die Zeit sei Vierfälltig.
Die Zukunft ist das was auf uns zukommt, die Gegenwart das was uns entgegenwartet und die Vergangenheit das was vergeht. So gesehen rücken wir die abstrakte als objektiv gedachte Zeit in die subjektive Mitte unserer selbst, denn wir sind es die die Zeit als Zeit erleben.
Es ist der Mensch (oder etwas vorgegriffen jedes Geist-Körper System) der Zukunft in Gegenwart und diese in Vergangenheit wandelt.
Also wird hier der Zeitfluss als von der Zukunft in die Gegenwart nach Vergangenheit gedacht.
Vierfälltig nennen wir die Zeit da wir Zukunft , Gegenwart, Vergangenheit und das Reichen von Zukunft in die Gegenwart nach Vergangenheit selbst betrachten. Das Reichen selbst , als das Etwas welches das Fliessen von Zeit erst möglich macht. soll hier in allen Implikationen und Potentialitäten im Folgenden betrachtet werden.
Dieses Reichen selbst wird uns, zu wie es der Philosoph Heidegger nennt, zu dem „Ereignis“ führen, dem Wunder unserer Existenz.

Autor: ArtScienceSpirit

»Es ist kein Zeichen geistiger Gesundheit, gut angepasst an eine kranke Gesellschaft zu sein« (Jiddu Krishnamurti)

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